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Push HC97-Dämpfung im Test: Tuning-Produkte haben es heutzutage schwer, denn die meisten Serienprodukte funktionieren bereits hervorragend. Trotzdem verspricht Push mit der im April 2019 vorgestellten HC97-Dämpfung für RockShox-Gabeln weitere Verbesserungen: ein angenehmeres Fahrgefühl, mehr Traktion, mehr Kontrolle und damit in Summe eine bessere Federgabel. Was es damit auf sich hat, haben wir ausprobiert – hier ist unser Test zur Nachrüst-Dämpfung aus dem Hause Push Industries.
Push HC97-Dämpfung – Infos und Preise
Mit der Push HC97-Einheit bietet der kleine amerikanische Hersteller ein Nachrüst-Produkt für einen – und zwar ausschließlich einen – großen amerikanischen Hersteller an. Die HC97-Dämpfung ist lediglich mit RockShox Charger 2 und 2.1-Federgabeln kompatibel. Nachrüstbar ist die Einheit somit in Pike, Lyrik und Boxxer und richtet sich an alle vom Trail- bis hin zum Downhill-Fahrer. Die externe Einstellung der High- und Lowspeed-Druckstufe soll das Tuning-Produkt für ein großes Spektrum an Fahrertypen nutzbar machen.
- kompatible Federgabeln RockShox-Gabeln mit Charger 2 oder 2.1-Dämpfung
- Dämpfung shimlose Druckstufen-Dämpfung, angepasster Zugstufen-Shimstack
- Farben schwarz
- Gewicht 251 g (für die komplette, umgebaute Kartusche)
- www.pushindustries.com
Preis ab 299 € (UVP) | Bikemarkt: Push HC97 kaufen
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Im Detail
Die HC97-Dämpfung ist nicht besonders groß, aber doch recht interessant. Push hat die Druckstufen-Einheit vorerst nur für RockShox-Federgabeln im Programm, wo sie den oberen Teil der bekannten Charger-Einheit ersetzt. An Fox-Federgabeln sind die Tuning-Möglichkeiten auf das Push ACs3-Coil-Kit beschränkt. Bevor die Einheit in der Kartusche verschwindet, werfen wir einen prüfenden Blick darauf: Alle Komponenten wurden sauber entgratet und die Drehknöpfe sind sehr definiert und leichtgängig verstellbar.
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Spannender wird es hinter den Kulissen, im Inneren der Druckstufen-Einheit. Push setzt hier, analog zum ElevenSix-Dämpfer, auf eine shimlose Druckstufen-Dämpfung. Während ein Großteil der Suspension-Welt auf Shimstacks setzt, geht Push hier einen anderen Weg. Aber warum? Push begründet wie folgt: Treten extrem hohe Schaftgeschwindigkeiten auf, die das Potenzial haben, dem Fahrer zu harte Schläge durchzureichen, öffnet sich ein klassisches Shimstack nicht weit genug und generiert zu viel Dämpfung. Pushs Federventil hingegen soll aufgrund seiner Architektur bei sehr hohen Kräften den Öldurchlass weiter öffnen, sodass der Schlag weniger hart gedämpft und mehr von der Feder abgefangen wird. Neben der verwendeten Spiralfeder, welche den Kolben auf den Öldurchlass drückt, kann bei Push auch auf die Form des Kolbens Einfluss genommen werden.
Dreht man den externen Highspeed-Druckstufen-Versteller, wird die Feder hinter dem Highspeed-Kolben vorgespannt. Mit 28 Klicks bietet die Einheit damit – zumindest gemessen an den Klicks – ein fein abgestuftes, aber großes Einstellspektrum. Dieselben 28 Klicks bietet die Lowspeed-Verstellmöglichkeit. Im Inneren treffen wir hier auf einen alten Bekannten: Langsame Schaftgeschwindigkeiten werden durch ein Nadelventil geregelt.
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Push will mit dem HC97 auch die Hysterese in der Kartusche optimiert haben. Der Hersteller spricht von einer Synchronisation zwischen High- und Lowspeed-Druck- sowie Zugstufe. Durch ein verbessertes Zusammenspiel all dieser Dämpfungsventile, soll mehr Kontrolle, Komfort und Traktion geboten werden.
Um die maximale Performance aus der Kartusche zu holen, ist zusätzlich noch ein neues Shimstack für die Highspeed-Zugstufe im Lieferumfang enthalten. Warum verwendet Push hier nicht auch ein Federventil? Die Rückstellkräfte an einer Federgabel sind immer bedingt durch die Federseite – dadurch kennt man die maximal wirkende Kraft. Dies ist für die Push-Entwickler der Grund, hier auf das weiter verbreitete Shimstack-Design zurückzugreifen.
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Wie bekomme ich dieses Teil jetzt aber in meine Gabel? Dazu spulen wir etwas zurück und schauen uns erst die Optionen an, die es seitens MRC-Trading gibt. Der deutsche Importeur bietet verschiedenes an, die Übersicht gibt es auf der Website: HC97 ohne Zubehör (299 €), im Upgrade-Kit mit Staubabstreifern und Schmierstoffen (334 €), Einbau durch MRC ohne (349 €) oder mit Service (449 €) oder aber eine ganze Charger 2-Kartusche mit montiertem HC97 (499 €), die man in der eigenen Werkstatt – entsprechendes Geschick vorausgesetzt – montieren kann.
Von kleinem Aufwand, bis zum kompletten Zerlegen der Kartusche in der heimischen Schrauber-Ecke ist alles machbar. Wer sich für den Eigenumbau entscheidet, bekommt von Push eine umfangreiche Anleitung. Außerdem hilft Push bei der Abstimmung der Kartusche. Für verschiedene Fahrergewichte werden jeweils Empfehlungen angegeben. Alle Informationen findet ihr nachfolgenden zum Ausklappen oder auf der Support-Seite von Push.
Technische Dokumentation und Tuning
Charger_2.1_HC-97_Rebound_Tune_Guide
Charger_2.0_HC-97_Rebound_Tune_Guide
HC-97_Assembly
Charger_II_Disassembly
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Auf dem Trail
Wir hatten auf verschiedenen Trails eine originale Charger 2.1-Einheit sowie eine „gepushte“ mit im Gepäck. Da der Kartuschenwechsel sehr einfach machbar ist, konnten wir so das Standard-Innenleben im direkten Vergleich gegen das mit Push HC97 fahren.
Begibt man sich ins Gelände, braucht es bereits in den Grundeinstellungen nur wenige Meter, um den Unterschied zu spüren. Satt und angenehm stramm gleitet das Vorderrad über den Trail. Wer gerne mal von oben ins Fahrwerk arbeitet und dabei Gegenhalt bevorzugt, bekommt eben genau diesen zur Verfügung gestellt. Dabei ist es spannend, dass wir hierfür nicht den Luftdruck nach oben korrigieren müssen. Fahrwerks-Bewegungen (Lowspeed-Druckstufe) werden im wahrsten Sinne des Wortes stärker gedämpft, ohne dass dabei Schläge unangenehm durchgereicht werden. Das Prinzip der erhöhten Durchflussmenge bei Highspeed-Schlägen geht ebenfalls auf. Man nutzt zwar mehr Hub, versackt aber nicht zu tief im Federweg, da man eine höhere Ausgangslage hat.
Auf der Zugstufen-Seite kann man dann mit der weiteren Optimierung der Einstellungen fortfahren. Generell verträgt die mit Push-Dämpfung ausgestattete Lyrik eine etwas offenere Zugstufe. Damit arbeitet sie schneller, stellt jedoch immer noch viel Traktion bereit. Vorteil dabei ist auch, dass sie sich schneller von Schlägen erholen kann und somit im besser ansprechenden Bereich des Federwegs arbeitet. Sie steht somit nochmal höher im Federweg.
Zurück auf dem Weg nach oben. Am ElevenSix-Dämpfer hat man zwei unabhängig voneinander einstellbare Kreisläufe für die Druckstufen. Das ermöglicht es, optional ein strammeres Setup einzustellen, wenn der Hinterbau bergauf zu aktiv ist. Ein ähnliches System oder einen Lockout-Hebel findet man an der umgebauten Federgabel nicht. Aber braucht man wirklich einen Lockout, wenn man Geld für ein Produkt in die Hand nimmt, welches die Abfahrtsperformance verbessern soll? Bei kurzen Zwischensprints im Renneinsatz lässt man doch meist lieber die Hände am Lenker. Das soll aber nicht heißen, dass die Gabel zu viel wippen würde. Im Sitzen bewegt sie sich nicht mehr und nicht weniger als die Serien-Lyrik.
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Zwei Versuche später fragen wir uns, warum wir uns das überhaupt so genau angeschaut haben und nicht einfach direkt gefahren sind: abgezogen. Landung. BubbBubbBubb. Absolut unspektakulär.
Weg von flüssigen Singletrails, rein ins Geklopfe. Was macht die Push HC97-Einheit anders? Wir haben uns herangetastet. Wenn eine Federgabel überraschenderweise zu viel Federweg freigibt oder zu tief versackt, können die daraus resultierenden Geometrie-Veränderungen unschöne Abstiege generieren. Um hier die Charakteristiken Stück für Stück herauszufahren, sind wir wiederholt den gleichen Trail gefahren und haben die Fahrposition von anfangs defensiv zu immer weiter nach vorn über die Front gehend verändert. Die anfängliche Vorsicht hätten wir uns sparen können, denn die HC97-Dämpfung hält die Versprechen von Push.
Jeder, der schonmal Sektionstraining gemacht hat, kennt das Gedankenspiel über die Möglichkeit einer etwas wilderen Linie. Man schiebt nach oben und sieht da diese Kante, an der man abziehen könnte. Qualität der Landungszone: fraglich. Sollte man wirklich inmitten sich verschränkender Wurzeln und Steinen den Bodenkontakt wiederherstellen, wenn das alles auch noch nass ist? Würde das zeitlich etwas bringen, wenn man hier ein Rennen fahren würde oder wäre diese Spielerei einfach nur unnötig riskant? Zwei Versuche später fragen wir uns, warum wir uns das überhaupt so genau angeschaut haben und nicht einfach direkt gefahren sind: abgezogen. Landung. BubbBubbBubb. Absolut unspektakulär.
Wer sich auf das Verhalten der Push HC97 eingelassen hat, wird beginnen, den auftretenden Kräften Rechnung zu tragen. Bei der Lyrik korrigieren wir bei gleichem Luftdruck die Progression etwas nach oben und erhöhen die Dämpfung. In unserem Transition Sentinel-Testbike haben wir einen passenden ElevenSix-Dämpfer von Push verwendet und genau hier fügen sich alle Teile zu einem Ganzen zusammen. Der Terminus „ausgewogen“ ist sicher im Bike-Bereich überstrapaziert, doch treffender lässt sich das Fahrwerk nicht beschreiben. Gegenüber verschiedenen anderen Fahrwerken, die wir im Sentinel verwendet haben, ist die Push-Variante spürbar die abfahrtsstärkste. Schnell vergisst man den Federweg von 160/140 mm und Bedenken wegen zu rabiater Linienwahl oder harter Landungen.
Das ist uns aufgefallen
- Breiteres Spektrum Wer sein Fahrrad mal auf langsameren Trails und dann wieder in grobem Gelände bewegt und dabei gelegentlich hart landet, kennt das Problem mit dem passenden Setup. Man hat die Wahl zwischen einem Kompromiss oder muss an den Einstellrädchen drehen und die Dämpferpumpe bemühen. Mit dem Push HC97-Kit mussten wir weniger Anpassungen machen.
- Stahlfeder vs. Luft Man kann das HC97-Kit noch mit einem ACS3-Stahlfeder-Umrüstkit von Push kombinieren. Vom originalen Innenleben der Federgabel bleibt dann nicht mehr viel übrig. Preislich kann man diese Kombination durchaus als eine Investition beschreiben, bekommt man für diese Summe doch teilweise schon komplette Federgabeln. Wir haben diverse Kombination mit Luft- sowie mit der (ACS3-)Stahlfeder ausprobiert und die Vorlieben gingen auseinander. Während manche Fahrer das Coil-Feeling schätzten und bei Bedarf den Durchschlagschutz anpassten, setzten andere lieber auf die HC97-Dämpfung gepaart mit der regulären DebonAir-Luftfeder der Lyrik. Letzteres ist in Summe etwas leichter und bietet eine Abstimmungsbreite, die für den Großteil der Nutzer ausreichen sollte.
- Landungen werden bei euch überbewertet? Wer gerne weite Sprünge macht und es mal scheppern lässt, könnte im HC97-Kit einen idealen Partner finden. Hat man es mal übertrieben, bleibt man länger in Kontrolle und kann nach der Landung schneller neuen Input ins Bike geben.
Fazit – Push HC97-Dämpfung
Wer seinem Bike ein Sicherheitsempfinden einhauchen möchte, das deutlich über dem verfügbaren Federweg liegt, bekommt mit der Push HC97-Dämpfung ein sinnvolles Upgrade geboten. Man profitiert vom einer Federgabel, die in grobem Gelände höher steht und das Rad berechenbarer macht.
Ein zusätzliches Upgrade der Gabel durch die Push ACS3-Stahlfedereinheit ist möglich – ob dies sinnvoll ist, hängt jedoch von den persönlichen Vorlieben ab. Spannend wird es mit beiden Varianten bei rustikaler Linienwahl und wenn man Landungen eher als eine Empfehlung anstatt einer Notwendigkeit ansieht.
- Dämpfungsqualität
- weniger Armpump
- Sicherheitsgefühl steigt
- bessere Geometrie-Erhaltung
- Angenehmere Zugstufe
- Kartuschenumbau eher etwas für gute Schrauber
- nicht ganz günstig
Zieht ihr ein Tuning eurer Gabel in Erwägung? Welches Nachrüst-Produkt gefällt euch am besten?
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Testablauf
Importeur MRC-Trading hat uns die Push HC97-Einheit vormontiert in einer Charger-Kartusche zur Verfügung gestellt. So konnten mehrere Fahrer die Gabel mit der Standard Charger 2.1-Kartusche und der „gepushten“ Kartusche in einer RockShox Lyrik Ultimate im Direktvergleich bewegen. Im gesamten Testzeitraum wurden sämtliche Höhenmeter aus eigener Kraft erarbeitet.
Hier haben wir die Push HC97-Einheit getestet
- Singletrails Rutschige Waldböden auf natürlichen Strecken. Teilweise hoher Stein- und Wurzelanteil mit Sprüngen und Drops.
- Spessart Natürliche Trails auf Waldboden und teilweise größere Felsformationen. Gebaute Jumptrails.
- Heidelberg Steiniges und teilweise grobes Terrain.
Körpergröße | 190 cm |
Schrittlänge | 91 cm |
Oberkörperlänge | 56 cm |
Armlänge | 61 cm |
Gewicht | 95 kg |
- Fahrstil
- Schnellste Linie, auch wenn es mal ruppig ist
- Ich fahre hauptsächlich
- Singletrails, sprunglastiger Local Spot, Freeride, DH
- Vorlieben beim Fahrwerk
- Straff, gutes Feedback vom Untergrund, viel Druckstufe, moderat progressive Kennlinie
- Vorlieben bei der Geometrie
- Kettenstreben nicht zu kurz (ca. 430 mm oder gerne länger), Lenkwinkel tendenziell eher flacher
Der Beitrag Push HC97-Dämpfung im Test: Kleines Bauteil, große Wirkung? erschien zuerst auf MTB-News.de.