
Trust Shout im Test: Im Trail-Federgabel-Vergleichstests Ende 2019 hat eine Federgabel viele neugierige Blicke auf sich gezogen – die Trust Performance The Message. Auch auf dem Trail waren wir von den Eigenschaften angetan, welche die Message von der Masse abheben. Zur Eurobike wurde der spannenden Parallelogramm-Federgabel schon eine Version mit mehr Federweg zur Seite gestellt. Geht das eigene Konzept von Trust Performance auch in Bikes für gröberes Gelände auf? Wir haben die Trust Shout ausführlich getestet.
Dezember 2019: Unser Test der Trust Shout beginnt. Trust bemüht sich währenddessen um einen Vertrieb in Deutschland – soweit ist für Trust alles auf Kurs, die ersten 1.000 Einheiten sind verkauft. Dann kommen Corona und mit der sich anbahnenden Pandemie die Lieferengpässe.
April 2020: Die aufstrebende Firma wird früh von Corona in die Knie gezwungen; die fehlende Möglichkeit, an Kapital zu kommen, lähmt das Unternehmen. Ob und wie es weitergeht ist momentan unklar, aber man hofft bei Trust, das Geschäft ab einem gewissen Punkt wieder aufnehmen zu können. Die Federgabeln gibt es aktuell nicht flächendeckend zu kaufen, Restbestände werden noch angeboten. Nach dem Test der Message war aber klar: Trust hat Potential. Wir wollten die gewonnenen Eindrücke dennoch mit euch teilen und nahmen die Trust deshalb mit in den Vergleichstest auf.
Trust Shout: Infos und Preise
Mit der Shout schickt Trust Performance sein zweites Produkt in den umkämpften Suspension-Markt. Optisch polarisierend wie die kurzhubige Version, soll die Shout vor allem an Enduro-Bikes zum Einsatz kommen. Dabei ersetzt die Parallelogramm-Federgabel herkömmliche Teleskop-Gabeln mit 160 bis 180 mm Federweg. Dazu passend gibt es eine Einbauhöhe von 580 mm – wem das nicht reicht, der kann bei Trust eine untere Steuersatzschale mit 17 mm Bauhöhe dazu erwerben. Aufgrund der fehlenden Gabelbrücke können 27,5″- und 29″-Laufräder in der gleichen Gabel gefahren werden. Soweit zu den Eckdaten – aber für welchen Fahrertypen ist die Trust Shout gedacht?
Trail- und Enduro-Fahrer mit „aggressivem“ Fahrstil, die Wert auf Traktion und Kontrolle legen, sollen mit der Shout glücklich werden. Egal ob bei Vollgas in ruppigem Terrain oder auf großen Sprüngen.
- Einsatzbereich Bikes, die man in Kombination mit Gabeln mit 160 – 180 mm Hub fahren würde
- Laufradgrößen 27,5″, 29″
- Federweg 178 mm
- Einstellmöglichkeiten Luftdruck, Zugstufe, Lowspeed-Druckstufe, Plattform-Härte, Plattform-Lockout-Hebel
- Farben Anthrazit-grau, acht Decal-Farben
- Gewicht 2165 g (Herstellerangabe) 2.116 g (nachgewogen)
- www.trustperformance.com
Preis aktuell nicht verfügbar, letzter bekannter UVP: 2.299 € (UVP) | Bikemarkt: Trust Shout kaufen

Im Detail
Eine Parallelogramm-Gabel arbeitet anders als eine Teleskop-Gabel. Teleskop-Gabeln führen die Rad-Achse in einer linearen Bewegung auf und ab. Standrohre und Tauchrohre überlappen sich, geführt wird durch Gleitbuchsen im Inneren des Castings oder bei einer USD-Gabel in den Standrohren. Auch an der Parallelogramm-Gabel werden Gleitbuchsen verwendet – diese haben aber nichts mit der Führung des Vorderrads zu tun. Stattdessen wird die Achse, wie bei einem Hinterbau, über Hebel geführt, die wiederum gelagert sind. Verbunden werden die drei Hebel miteinander und der Struktureinheit durch Drehpunkte, in denen Kugellager zum Einsatz kommen. Zwei Lager pro Drehpunkt – macht bei vier Drehpunkten pro Seite 16 und noch ein Kugellager für jede Feder-Dämpfungs-Aufhängung – in Summe sind in einer Shout oder Message damit 18 Stück verbaut. Damit kann man die Reibung einer Teleskop-Gabel unter Idealbedingungen nicht zwangsläufig unterbieten, aber die Teleskop-Gabel verwindet sich, wodurch die Reibung an den Gleitbuchsen steigt. Das passiert der Parallelogramm-Gabel nicht, außerdem kommt hinzu, dass der Federweg zusätzlich übersetzt ist. Eine höhere Übersetzung kann helfen, bestehende Reibung im System, beispielsweise an den Dichtungen, leichter zu überwinden. In Summe soll die Shout dadurch wesentlich reibungsärmer sein und ein feineres Ansprechverhalten bieten als konventionelle Teleskop-Gabeln.

Aber nicht nur das lässt die Parallelogramm-Bauweise auf dem Papier interessant wirken. Weitere Vorteile und Eigenheiten gibt es in folgenden Bereichen:
- Steifigkeit
- Raderhebungs-Kurve
- Anti-Dive
- Dynamischer Trail (Nachlauf)
Im Test der Trust The Message sind wir auf diese Punkte im Detail eingegangen: Trust The Message im Test: Wie viel Revolution steckt in der Linkage-Federgabel?


Ausführlicher wollen wir uns wieder mit Federung und Dämpfung auseinandersetzen.
Federung & Dämpfung
In der klassischen Teleskop-Gabel, wie wir sie Tag ein, Tag aus verwenden, sind Feder und Dämpfung jeweils in einem eigenen Gabelholm untergebracht. Trust geht hier einen etwas anderen Weg. Links sitzt wie gewohnt eine Federeinheit, rechts ist ein Zugstufen-Einstellrädchen erkennbar, aber auch ein Luftventil. Denn die Luftfeder ist zweigeteilt – auf beiden Seiten verwendet der Hersteller je eine Federung. Hinsichtlich der Steifigkeit und des Gewichts soll diese Konstruktion sinnvoller sein als eine einzelne Feder und eine einzelne Dämpfungs-Kartusche.


Ab Werk sind fünf Volumen-Spacer (Trust nennt sie Huck Pucks) pro Seite verbaut. In der Bedienungsanleitung wird außerdem der Hinweis gegeben, dass man bei Anpassungen der Positivkammer auf jeden Fall die gleiche Anzahl an Volumen-Spacern in beiden Kammern fahren muss.
Bei der Dämpfung verwendet Trust ein System, wie es aktuell wohl an kaum einem anderen MTB-Suspension-Produkt eingesetzt wird. Teile davon kennen und sehen wir öfter in Verwendung, aber die Kombination? Konkret reden wir hier über einen TwinTube-Aufbau mit ThruShaft-Design. Aufgrund dessen ist (eigentlich) keine klassische Bladder, IFP oder ähnliches notwendig, um das Volumen des Schafts auszugleichen. Dieser steht zu jeder Zeit voll im Öl – es wird also kein Volumen verdrängt. Nach oben ragt er dann in die Luftfeder und dient gleichzeitig als Airshaft. Trotzdem verwendet Trust eine Gasfeder, die Druck auf das inkompressible Öl ausübt und das vergrößerte Ölvolumen bei warm gelaufener Dämpfung aufnehmen soll. Vorteil dieser Konstruktion: Ein Aufschäumen des Öls soll quasi unmöglich werden und die Reaktionszeit auf hochfrequente Lastwechsel deutlich schneller erfolgen. Ziel der Konstruktion: so wenig Hysterese wie möglich. Grund dafür war, dass Praxistests mit World Cup-Rennfahrern laut Weagle vor allem eines zeigten: Die Dämpfer, die auf möglichst wenig Hysterese ausgelegt waren, kamen bei den Teamfahrern immer besser an.


Was ist Hysterese?
Mit dieser Technologie verspricht sich der Hersteller absolute Kontrolle über die Dämpfung, denn Hysterese-Effekte sollen fast keine auftreten. Ihr fragt euch, was zum Teufel überhaupt Hysterese ist? Um hier den Rahmen des Berichts nicht komplett zu sprengen, versuchen wir uns an einer etwas reduzierten Erklärung. Wer sich tiefer mit der Thematik beschäftigen möchte, findet in diversen Suchmaschinen eine Menge Lernmaterial.
Betrachtet man den kompletten Zyklus eines Ein- und Ausfeder-Vorgangs, so verhalten sich diese beiden Vorgänge nicht zwangsläufig identisch. Betrachten wir also einige der Teilbereiche, die hier zusammenspielen. Ein System mit einem IFP oder Bladder setzt das Dämpfungs-Medium (Öl) unter Druck. Dies ist unter anderem notwendig, um Kavitations-Effekte (Bildung von Blasen im Öl) zu vermeiden. Primär muss allerdings eine Verdrängung des Öls durch den Schaft des Dämpfers ausgeglichen werden.
An einem ThruShaft-System, wie es die Trust Shout verwendet, generiert der Schaft keine Volumenänderung im Öl, weil er immer komplett im Öl steht. Dadurch bewegt man weniger Bauteile. Grundsätzlich gilt: Für jedes Teil, welches man in Bewegung setzen muss, ist Energie notwendig. Das resultiert letztendlich in einer verzögerten Reaktionszeit des Systems sowie einer unkontrollierten Umwandlung von Bewegungsenergie in Wärme durch Reibung. In der sogenannten Hysterese-Kurve (Kraft-Geschwindigkeits-Diagramm) zeigt sich dies in einer Fläche, welche von den beiden dargestellten Kurven umschlossen ist.
Reduziert man die Faktoren, welche die Trägheit und die ungewollte Reibung generieren, so beschleunigt man im Umkehrschluss die Reaktionszeit der Dämpfung. Die Hysterese-Kurve umschließt eine kleinere Fläche und die Dämpfung wird berechenbarer, da sie so gestaltet werden kann, dass ungewollte Parameter wie Reibung und Verzögerung nicht mit im Dämpfungsverhalten berücksichtigt werden müssen. Kurz formuliert: Man erhält ein direkteres Ansprechverhalten der Dämpfung.
Wie bereits erwähnt, generiert ein ThruShaft keine Volumenänderung des Öls. Trotzdem verwendet Trust eine Gasfeder, welche das Öl unter Druck setzt. Während des Dämpfungsvorgangs entsteht Wärme und diese sorgt für eine leichte Ausdehnung des Öls, welche ausgeglichen werden muss. Bedingt durch die Bauart kann Trust zufolge der Druck sehr hoch gewählt werden und man hat trotzdem keine Nachteile durch eine hohe Hysterese. Aufschäumen ist quasi unmöglich und die Reaktionszeit auf hochfrequente Lastwechsel außerordentlich schnell.
Dave Weagle beschreibt die Vorteile, die er damit in der Trust Shout vereint haben will, folgendermaßen: Die Dämpfung sei nicht zwangsläufig höher in seinem System, sondern niedriger. Durch die schnelle Reaktionszeit und das Ausschließen ungewollter Verzögerungen soll die Dämpfung jedoch „öfter“ reagieren können – sie arbeitet also durchgängiger.
Ein ThruShaft-Design ist übrigens nicht neu: Trek verwendet die Technologie seit ein paar Jahren in ihren Bikes.
Was innerhalb des Dämpfers passiert, ist nicht weniger spannend. Besonders interessant ist der Haupt-Kolben, der aus zwei Teilen besteht und aufwändig konstruiert ist. Ein Nadelventil im Kolben beeinflusst die Lowspeed-Zugstufe, ein Shimstack sorgt für die Kontrolle von mittleren bis schnellen Schaft-Geschwindigkeiten beim Ausfedern. Zusätzlich gibt es ein strammes Blow-Off-Ventil in Druckstufen-Richtung. Mit 26 mm Durchmesser fällt der Querschnitt der Kartusche sehr groß aus, vor allem, wenn man mit anderen TwinTube-Kartuschen vergleicht. Somit kann auf größerem Raum mit größeren Öl-Flussmengen operiert werden, was insbesondere hohe Schaft-Geschwindigkeiten besser kontrollierbar macht. Zusätzlich ermöglicht es ein besseres Hitze-Management.
An der Druckstufen-Einheit, die zwischen Feder- und Dämpfungs-Zylinder sitzt, werden zwei Nadeln mit semi-parabolischer Spitze verwendet. Eine Nadel für den offenen Modus, eine für den mittleren. Mit Umlegen des Hebels dreht man eine Torspule und lenkt den Ölfluss auf die entsprechende Nadel. Im Lock-Modus wird der Ölfluss über Low- und Highspeed-Ventile komplett gestoppt. Hier gibt es dann nur noch das Blowoff-Ventil auf dem Haupt-Kolben. Besonderheit dieses Systems: Oft wird im Lock-Modus der Ölfluss komplett auf den Highspeed-Shimstack gelenkt, der dann gegebenenfalls kompromissbehaftet abgestimmt werden muss. Bei Trust kann die Abstimmung von diesem Modus komplett unabhängig von außen und gezielt auf den hauptsächlichen Zweck – die Dämpfung – erfolgen.
In Summe will Trust mit der Kartusche eine sehr effiziente Dämpfung erreicht haben. Auch was die Hysterese angeht, ist man zufrieden: Kontrolle und Reaktionsgeschwindigkeiten sollen auf einem sehr hohen Niveau sein.

Setup
Wie an der Trust Message auch erhält man im umfangreichen Lieferumfang der Shout eine sehr verständlich ausgearbeitete Anleitung zum Setup. Trust empfiehlt, das eigene Körpergewicht in Pfund umzurechnen und den erhaltenen Wert je nach Vorliebe um 10 Psi zu erhöhen oder zu verringern. Einen Luftdruck von unter 100 Psi sollte man dabei nicht verwenden. Den Druck pumpt man dann nicht nur in eine, sondern zwei Luftkammern. Um die beiden Aircaps von den Autoventilen zu schrauben, benötigt man Werkzeug. Zum Glück ist der Schlitz zwischen Ventil und Struktureinheit so klein, dass man die Aircaps nicht im Carbon-Rohr verlieren kann. Beide Luftfedern werden mit dem gleichen Druck befüllt und man benötigt eine Dämpferpumpe mit einem langen Aufsatz. Diese Variante ist mittlerweile zum Standard geworden, im Lieferumfang ist zusätzlich auch eine passende Pumpe enthalten.
Für die Dämpfung gibt Trust abhängig vom Luftdruck Empfehlungen ab – sowohl für die Zugstufe als auch für den Open- und den Mid-Modus der Druckstufe. Ein wichtiger Kritikpunkt an der Message war die umständliche Montage der Volumenspacer. An der Shout kann dies in der eigenen Werkstatt realisiert werden, bei der Montage der Dämpfungs-Einheit braucht es kein Werkzeug zur korrekten Ausrichtung mehr. Benötigt werden nur passende Klemmbacken, um die Kartusche festzuhalten.




Technische Daten
Alle technischen Daten, Details, Standards und Infos zum Service zur Trust Shout findet ihr im folgenden Abschnitt zum Ausklappen:
DVO Onyx SC D1 | Fox 38 | Manitou Mezzer | Marzocchi Z1 Coil | RockShox Zeb Ultimate | Trust Shout | |
---|---|---|---|---|---|---|
Federweg | 160 – 180 mm | 160 – 180 mm | 140 – 180 mm | 150 – 170 mm | 150 – 190 mm | 178 mm |
Verfügbare Laufradgrößen | 27,5" 29" | 27,5" 29" | 27,5" 29" | 27,5" 29" | 27,5" 29" | 27,5" 29" |
Feder | Luft–Stahl, OTT-Negativfeder-Einsteller | Luft–Luft, Ausgleich beim Einfedern | Luft–Luft, simultane Befüllung über ein Ventil, IRT | Luft–Luft, Ausgleich beim Einfedern | Luft–Luft, Ausgleich in Nullstellung | Luft–Luft, Ausgleich beim Einfedern, Zweiseitige Feder |
Lowspeed Druckstufe | Extern, 6 Klicks | Extern, 16 Klicks | Extern, 10 Klicks | Extern, Stufenlos, HSC und LSC gleichzeitig | Extern, 17 Klicks | Extern, 20 Klicks |
Highspeed Druckstufe | Extern, 29 Klicks | Extern, 8 Klicks | Extern, 4 Klicks | Extern, Stufenlos, HSC und LSC gleichzeitig | Extern, 4 Klicks | Intern |
Lowspeed Zugstufe | Extern, 25 Klicks | Extern, 9 Klicks | Extern, 10 Klicks | Extern, XX Klicks | Extern, 17 Klicks | Extern, 20 Klicks |
Highspeed Zugstufe | Intern | Extern, 8 Klicks | Intern | Intern | Intern | Intern |
Volumen- veränderung | Intern, Öl | Intern, Volumen-Spacer | Keine, dafür hydraulischer Durchschlagschutz und IRT | – | Intern, Volumen-Spacer | Intern, Volumen-Spacer |
Weiteres Tuning | OTT, 11 Umdrehungen | Fox Factory Tuning | IRT Luftfeder | – | – | Medium Einstellung 5 Klicks |
Einbauhöhe | 592 mm (29", 180 FW) | 593,7 mm (29", 180 FW) | 594 mm (29", 180 FW) | 577,1 mm (29", 170 FW) | 596 mm (29", 180 FW) | 580 mm (29", 178 FW) |
Schaft | Tapered 1 1/8"-1,5" | Tapered 1 1/8"-1,5" | Tapered 1 1/8"-1,5" | Tapered 1 1/8"-1,5" | Tapered 1 1/8"-1,5" | Carbon, Tapered 1 1/8"-1,5" |
Standrohr- durchmesser | 36 mm | 38 mm | 37 mm | 36 mm | 38 mm | – |
Bremsaufnahme | PM7" (180 mm) | PM7" (180 mm) | PM7" (180 mm) | PM7" (180 mm) | PM8" (200 mm) | PM7" (180 mm) |
max. Bremsscheibe | 220 mm | 230 mm | 220 mm | 203 mm | 220 mm | 203 mm |
Achse | Schraubachse 15 mm | QR oder Schraubachse, 15 mm Steckachse | Schraubachse 15 mm | QR 15 mm Steckachse | Schraubachse 15 mm | Schraubachse 15 mm |
Offset | 44 mm (29") 42 mm (27,5") | 44, 51 mm (29") 37, 44 mm (27,5") | 44, 51 mm (29") 37, 44 mm (27,5") | 44, 51 mm (29") 37 mm (27,5") | 44, 51 mm (29") 38, 44 mm (27,5") | Dynamisch |
Einbaubreite | 110 mm | 110 mm | 110 mm | 110 mm | 110 mm | 110 mm |
Reifenfreiheit | Details im Artikel, ca. 2,6" | 2,6″ | 2,6″ mit Schutzblech / 2,8″ ohne Schutzblech | 2,6″ | 2,8" | 29" x 2,6"; 27.5" x 2,8" |
Farben | schwarz, grün, blau | schwarz, orange, pistachio | schwarz | schwarz, rot | schwarz, grau, schwarz-matt | anthrazit |
Gewicht (Herstellerangabe) | 2.250 g | ab 2180 g | 2.060 g | ab 2.525 g | 2.265 g | 2.165 g |
Gewicht (nachgewogen, gekürzter Schaft, Kralle, Achse) | 2.335 g | 2.332 g | 2.080 g | 2.470 g | 2.245 g | 2.116 g |
Preis (getestete Version) | 1.099 € | 1.589 € | 1.090 € | 949 € | 1.089 € | 2.299 € |
Auf dem Trail
Beginnen wir mit dem Elefanten im Raum: Trust hat nicht nur der Message, sondern auch der Shout eine sehr spezielle Optik spendiert. Traf man seine Kollegen am Trail-Einstieg, polarisierte ihr Aussehen teilweise extrem. Von „Ich find’s total geil“ bis hin zu „Die würde ich mir nie ans Bike packen egal, wie gut sie funktioniert“ waren alle Meinungen vertreten. Wir stellten den Look hinten an und beschränkten uns auf die reine Funktion. Ob jemand zugunsten der Optik auf bestimmte Fahreigenschaften verzichten möchte, muss jeder für sich selbst entscheiden.
Wäre es möglich, die Front an einem Bike komplett zu verstecken, so könnte man auf den ersten Metern auf dem Parkplatz oder im Stand nicht unbedingt sagen, ob da eine „reguläre“ oder eine „Linkage“-Federgabel arbeitet. Im Uphill funktioniert die Trust Shout sehr unaufgeregt, den Griff zum Hebel auf der Oberseite für die Kletterhilfe kann man sich fast immer sparen. Wer hart im Stehen sprinten möchte, erhält mit einer Drehbewegung am Hebel praktisch eine Starrgabel.
Spannend wird es auf dem Trail, wenn die ersten Schläge auf das Fahrwerk einwirken. Selten passte der Begriff des Glattbügelns besser als an der Trust Shout: Dieser Umstand liegt nicht nur an ihrer Bauweise, die mehr an eine Hinterbau-Kinematik erinnert als die gewohnte Erscheinung einer 1:1 übersetzten Teleskop-Federgabel. Die ThruShaft-Dämpfungs-Kartusche ist auf hohe Reaktionsgeschwindigkeiten getrimmt, somit gewinnt die Trust Shout an Sensibilität und verschluckt Schläge bis zu einer bestimmten Größe vollkommen unbeeindruckt. Man fragt sich teilweise, ob sie überhaupt arbeitet – so unauffällig ist dieser Vorgang. Der Blick über den Lenker auf die Gabel offenbart hier wenig, denn die sich bewegenden Hebel werden von der Gabel größtenteils verdeckt.

Im unwegsamen Gelände mit größeren Hindernissen greift die Dämpfung deutlich ein. Solange man in gerader Linie mit genügend Gegendruck am Lenker auf alles einfach draufhält, planiert die Trust Shout in feinster Manier vor sich hin und hat immer noch genügend Reserven. Einige Tester bevorzugten hier etwas mehr Progression und rüsteten einige Huckpucks (Volumenspacer) nach, um die Luftkammern etwas zu verkleinern. Bei der Dämpfung selbst blieben alle eher im mittleren und offenen Bereich.
Egal wie schmierig die Trails im Winter, egal wie rutschig die staubigen Strecken im Sommer – keine andere Federgabel bot bisher solch immensen Grip und Sicherheit an der Front wie die Trust Shout.
Vor Kurven gilt es, die Geschwindigkeit entsprechend anzupassen. Reguläre Teleskop-Gabeln neigen hier systembedingt vermehrt zum Nachgeben. Bei diesem Vorgang schiebt das Fahrergewicht von hinten und arbeitet von oben gegen den Federweg. In etlichen Jahren und zahllosen Ausfahrten auf Bikes mit regulären Federgabeln haben wir alle verinnerlicht, dass wir gegen diese Eigenheit arbeiten müssen. Hierbei werden Arme und Beine gestreckt, man spannt die Muskulatur an – dieser Vorgang ist in der Fahrtechnik von jedem von uns stark verankert. Macht man sich dies nicht bewusst, geschieht auf dem Trail mit der Shout etwas, dass sich im ersten Moment sehr seltsam anfühlt und nicht zwangsläufig von jedem Tester auf Anhieb adressiert werden konnte.
Trust schafft es an der Shout, das Bremsnicken zu verringern, wodurch sie höher im Federweg verbleibt, selbst, wenn man stark auf der Bremse steht. Unbewusst verlagert man dennoch sein Gewicht bei einem Bremsvorgang nach hinten. Hierbei verringert sich der Druck auf den Lenker, den die Trust aber benötigt, um die Schläge in sich aufzunehmen. Dementsprechend beginnt sie bei dieser Fahrweise und in diesen Situationen, mehr durchzureichen und unkomfortabel zu werden. Geht man von hier aus den Weg über weniger Dämpfung und weniger Luftdruck, so gibt die Federgabel für Fahrer, die gerne springen oder generell ein breiteres Spektrum an Kräften ins Fahrwerk einleiten, zu viel Hub frei – die Trust Shout fühlt sich indifferent an. Es gilt also, je nach Fahrerprofil weniger das Setup als vielmehr Position und Fahrtechnik auf dem Bike anzupassen.


Die Tester mit einer Vorliebe von Spaß in der Luft waren etwas gespalten. Auf der einen Seite hält die Trust Shout in Absprüngen angenehm gegen und spendiert entsprechend viel Pop und Sprunghöhe, auf der anderen Seite mag sie lieber Landungen, bei der das Vorderrad zuerst oder zumindest gleichzeitig mit dem Hinterrad aufsetzt. Drückt man notgedrungen oder zum Spaß das Hinterrad in der Luft nach unten und lässt die Front harsch aufschlagen, so kann die Shout diese Belastungsrichtung nicht so gut abfangen wie eine Teleskop-Federgabel. Hierbei reicht sie den Schlag an die Hände weiter, bei sehr harten Aufschlägen dieser Art hört man die Dämpfungs-Kartusche kurz im Casting vibrieren.


Blicken wir aber dahin, wo die Trust Shout mit Abstand für den größten Eindruck sorgt: Grip. Egal wie schmierig die Trails im Winter, egal wie rutschig die staubigen Strecken im Sommer – keine andere Federgabel bot bisher solch immensen Grip und Sicherheit an der Front wie die Trust Shout. Selbst dann, wenn der Grip nur in kleinen Dosen zur Verfügung steht und der Reifen früh wegrutscht, lässt sich der Drift phänomenal kontrollieren. Besonders Fahrer, die gerne auch bei wirklich nassen oder rutschigen Verhältnissen unterwegs sind, werden diese Eigenschaft sehr zu schätzen wissen.



Das ist uns aufgefallen
- Running Change Im Testbetrieb eines anderen Bike-Magazins brach der Dämpfer-Schaft am rechten Gabelholm. Trust reagierte sofort und tauschte den Alu-Schaft gegen einen aus Stahl. Wir haben die überarbeitete Kartusche erhalten und montiert, bei uns sind an keiner der beiden Kartuschen Mängel aufgetreten. Das Ersatzteil erhöht das Gewicht um gute 30 g.
- Ein- und Umgewöhnung Da sich die Trust Shout systembedingt anders verhält im Fahrbetrieb, braucht man eine längere Zeit, um damit umzugehen. Durch weniger Bremsnicken kann man zentraler auf dem Bike bleiben. Allerdings ist man dies von konventionellen Federgabeln nicht gewohnt. Man muss sich aktiv umgewöhnen und darf sein Gewicht nicht nach hinten bringen – auch nicht unbewusst. Verlagert man sein Gewicht dennoch, so fehlt der Shout der Gegendruck von oben und reicht Vibrationen und Schläge durch – das ist anstrengend.
- Landen mit dem Hinterrad zuerst In manchen Fahrsituationen zieht man aktiv die Front nach oben und landet zuerst mit dem Hinterrad. Dabei schlägt das Vorderrad oft hart und vom Winkel ungünstig auf den Boden. Was Teleskop-Federgabeln mittlerweile gut wegstecken, mag die Trust nicht sonderlich gerne. Solche Aktionen reichen mehr Feedback an die Hände des Piloten durch, je nach Härte kann es zu einem Scheppern der Dämpfungs-Kartusche im Casting kommen.
- Kurvenverhalten Man kann es gar nicht oft genug betonen: In Kurven verhält sich die Trust Shout phänomenal. Egal wie rutschig oder uneben der Untergrund ist. Sicher wird der Bodenkontakt gehalten, man kann sicher und berechenbar seine Linie ziehen.
- Endprogression Wie auch an der Message waren an der Shout Volumenspacer notwendig, um die Endprogression anzuheben. Zum Glück ist der Einbau hier sehr viel einfacher gehalten als an der kurzhubigen Gabel – Spezialwerkzeug braucht es trotzdem. Ein geschickter Mechaniker schafft den Prozess in 15 bis 20 Minuten.
- Trust gibt es noch zu kaufen? Aktuell hängt Trust aufgrund der Corona-Krise etwas in der Luft. Die Gabeln sind nicht lieferbar und auf Rückfrage bei Dave Weagle bekamen wir die Aussage, dass die Türen noch nicht komplett geschlossen sind. Ob und wie es weitergeht, ist aktuell unklar. Das Testmuster erreichte uns vor diesem Zustand und wir beschlossen aufgrund des spannenden Funktionsweise, den Test dennoch durchzuführen.




Fazit – Trust Shout
Trust bedient mit der Shout nicht nur einen speziellen Look, sondern auch eine sehr bestimmte Zielgruppe: In unserem Testerfeld profitierten die Leute am meisten, die großen Wert auf Spurtreue am Boden und exakte Linienwahl legten – alles am liebsten unter widrigsten Bedingungen. Mit ihrem einzigartigen Ansatz von Kinematik und Dämpfungskartusche ohne IFP macht es die Shout aber nicht für alle Fahrer und Fahrerinnen einfach, einen schnellen Zugang zu dem besonderen Fahrverhalten zu finden. Wer bereit ist, sich die Zeit für die Abstimmung und vor allem für die Ein- oder besser Umgewöhnung zu nehmen, wird beeindruckt sein. Eine Trust Shout ist kein Komfortwunder – aber das ist ein ernsthaftes Sportfahrwerk eigentlich nie. Im Austausch für den größeren Kraftaufwand erhält man ein Kurvenverhalten und eine Traktion, die schlicht und einfach beeindruckend ist.
- Phänomenales Kurvenverhalten
- Verhalten unter starkem Bremsen
- Traktion in jeder Lage
- Bügelt auf gerader Linie alles weg
- Etwas längere Eingewöhnungszeit notwendig
- Abstimmung aufwändig
- Performance geht zulasten des Komforts
- Preis
Würdet ihr der langhubigen Trust Shout euer Vertrauen schenken?

Testablauf
Die Trust Shout wurde während dem Testzeitraum von verschiedenen Fahrern in unterschiedlichen Bikes gefahren. Für jeden Tester wurde ein individuell passender Setup eingestellt, externe Tester wurden durch die Haupttester betreut.
Hier haben wir die Trust Shout getestet
- Hometrails: Vielseitige Trails mit verschiedenen Untergründen
- Bikepark Oberammergau: Alles was eine Federgabel will: Wurzeln, Anlieger, Sprünge.
- Reschenpass: Ruppige Highspeed-Trails
- Vogesen: Schnelle und teils steile Trails
Körpergröße | 184 cm |
Schrittlänge | 82 cm |
Oberkörperlänge | „58 |
Armlänge | „56 |
Gewicht | 63 kg |
Gerne schnell technisch und ruppig aber auch flowig. Besondere Vorliebe für groooße Jumplines.
- Fahrstil
- Hinterherfahrer sagen Ihm einen verspielten, sprunglastigen und katzengleichen Fahrstil nach.
- Ich fahre hauptsächlich
- Singletrails Alpin, Pumptrack, Downhill
- Vorlieben beim Fahrwerk
- Plush mit genügend Gegenhalt für Fahrerinput.
- Vorlieben bei der Geometrie
- Kettenstreben ab 440mm, Reach eher lang, Lenkwinkel Flach! (65° abwärts).
Körpergröße | 184 cm |
Schrittlänge | 86 cm |
Oberkörperlänge | „60 |
Armlänge | „56 |
Gewicht | 108 kg |
- Fahrstil
- Gerne schnell mit technischen Abschnitten im Gelände. Eher mehr Bodenkontakt als Vorliebe für Luftakrobatik.
- Ich fahre hauptsächlich
- Singletrails und Bikepark.
- Vorlieben beim Fahrwerk
- Komfortabel
- Vorlieben bei der Geometrie
- Langer Reach für einen langen Oberkörper. Vorbau nicht zu kurz und Lenker nicht zu schmal.
Körpergröße | 190 cm |
Schrittlänge | 94 cm |
Oberkörperlänge | 49 cm |
Armlänge | 60 cm |
Gewicht | 70 kg |
- Fahrstil
- flüssig
- Ich fahre hauptsächlich
- Downhill, Enduro
- Vorlieben beim Fahrwerk
- auf der straffen Seite, viel Druckstufe, Balance zwischen Front und Heck
- Vorlieben bei der Geometrie
- vorne lang, hinten mittellang, flacher Lenkwinkel
Körpergröße | 178 cm |
Schrittlänge | 90 cm |
Oberkörperlänge | 55 cm |
Armlänge | 56 cm |
Gewicht | 74 kg |
- Fahrstil
- Sehr gerne in der Luft
- Ich fahre hauptsächlich
- Hauptsächlich Enduro und etwas Dirt. Auf den richtigen Strecken auch mit dem Big Bike
- Vorlieben beim Fahrwerk
- Lieber straffer und an der Front etwas schneller
- Vorlieben bei der Geometrie
- Ein bisschen kürzer und verspielter
Körpergröße | 175 cm |
Schrittlänge | 82 cm |
Oberkörperlänge | 68 cm |
Armlänge | 54 cm |
Gewicht | 75 kg |
- Fahrstil
- sauber, Linien-orientiert und schnell
- Ich fahre hauptsächlich
- Von Enduro über große Sprünge bis hin zu Downhill alles
- Vorlieben beim Fahrwerk
- Etwas langsamer, Front etwas weicher als das Heck
- Vorlieben bei der Geometrie
- Das Gesamtkonzept muss passen. Primär bevorzuge ich kürzere und verspieltere Räder
Körpergröße | 185 cm |
Schrittlänge | 84 cm |
Oberkörperlänge | 63 cm |
Armlänge | 66 cm |
Gewicht | 85 kg |
- Fahrstil
- Eher aggressiv und auf Geschwindigkeit bedacht als auf Style
- Ich fahre hauptsächlich
- Singletrails, sprunglastiger Local Spot, Freeride, DH
- Vorlieben beim Fahrwerk
- Eher satt für mehr Bodenkontakt und Kontrolle
- Vorlieben bei der Geometrie
- Es muss stimmig sein. Wenn es kürzer ist und funktioniert, taugt mir das genauso, als wenn es länger ist und funktioniert.
Körpergröße | 190 cm |
Schrittlänge | 91 cm |
Oberkörperlänge | 60 cm |
Armlänge | 61 cm |
Gewicht | 95 kg |
- Fahrstil
- Schnellste Linie, auch wenn es mal ruppig ist
- Ich fahre hauptsächlich
- Singletrails, sprunglastiger Local Spot, Freeride, DH
- Vorlieben beim Fahrwerk
- Straff, gutes Feedback vom Untergrund, viel Druckstufe, moderat progressive Kennlinie
- Vorlieben bei der Geometrie
- Kettenstreben nicht zu kurz (ca. 430 mm oder gerne länger), Lenkwinkel tendenziell eher flacher
- Trust Shout im Test: Nicht nur eine Revolution im Kurvenfahren
- Manitou Mezzer Pro im Test: Leichter Verwandlungskünstler
- Marzocchi Z1 Coil im Test: Erschwingliches Sorglos-Paket
- DVO Onyx SC D1 im Test: Giftgrüne Performance für Anpassungsliebhaber
- RockShox Zeb Ultimate im Test: Unkomplizierter Trail-Feger
- 6 Enduro-Federgabeln im Vergleichstest: Neue Generation mit dicken Standrohren