
DVO Diamond – so heisst die neue, auffällig grüne Gabel der DVO-Crew für den Enduro-Einsatz. Hier in Whistler auf dem Crankworx Festival haben wir einen Prototypen der neuen DVO Diamond Federgabel gesichtet. Nach ausführlichen Gesprächen mit DVO haben wir die wichtigsten technischen Daten der neuen Enduro-Federgabel zusammengefasst und sie einem ersten kurzen Test im Bikepark Whistler unterzogen. Viel Spaß!
Update: 1. Juni 2016 – Test DVO Diamond
DVO Diamond Prototyp
Fakten
Die neue DVO Diamond Gabel wird es für 26″, 650B und 29″ Laufräder geben. Sie bietet für jede Laufradgröße 160 mm Federweg, die sich über Spacer auf 150 und 140 mm reduzieren lassen. Der Durchmesser der Standrohre liegt bei 35 mm. Die Gabel wird nur für konische Steuerrohre und mit 15 mm Steckachse angeboten werden. Das Gewicht liegt bei etwa 2 kg, steht aber noch nicht final fest. Die Negativfeder, durch die man das Ansprechverhalten der Gabel einstellen kann, bringt ungefähr 150 g Mehrgewicht auf die Waage – der Performance-Gewinn soll dieses nach Aussagen der DVO-Techniker jedoch wert sein.
Passend zu den verschiedenen Laufradgrößen variiert DVO auch den Nachlauf der Gabeln. Bei der 650B-Version liegt der Offset der Gabel bei 44 mm, bei 29″ bei 51 mm – das wird durch das Versetzen der Achse am Casting erreicht. Bei der 26″ Version ist hingegen eine andere Krone montiert, um das richtige Offset zu erreichen. Der Preis soll bei etwa $ 1000 (750 €) liegen. Die Gabel soll in der von uns getesteten grünen Farbgebung und zusätzlich in einem wesentlich weniger auffälligen schwarz mit schwarzen Standrohren ab Oktober/November 2014 zu haben sein.

Einstellbar sind:
- High- und Lowspeed-Druckstufe
- Rebound
- Sensitivität am Anfang des Federwegs ohne die Performance am Ende des Federwegs zu beeinflussen (durch Negativfeder)
Bei DVO ist man der Meinung, dass viele Enduro-Gabeln nicht genügend Verstellspielraum bieten. Betrachtet man das Testfeld unseres großen Enduro-Federgabeltests können wir dieser Aussage nur bedingt zustimmen, denn unser Sieger in der Kategorie “Race”, die BOS Deville, ist beispielsweise sehr vielfältig einstellbar. Aus diesem Grund kann man die Low Speed-Druckstufe in sechs verschiedenen Abstufungen einstellen und hat dazu noch eine fein einstellbare High Speed-Einstellung zur Verfügung. Ein praktisches Feature: man kann direkt am Einstellknopf ablesen, auf welcher Position die Low Speed-Druckstufe eingestellt ist und muss keine Klicks mehr zählen. Das kann sich insbesondere dann als nützlich erweisen, wenn für steile Passagen die Low Speed-Einstellung verändert wird, um einem Absacken der Gabel entgegen zu wirken.

Es kommt eine 15 mm-Achse mit einem normalen Schnellverschluss (Q-Loc System) zum Einsatz. Dazu gibt es ein praktisches System, mit dem man den Hebel an der Achse einfach in der richtigen Position befestigen kann. Hierzu lässt sich der Gewindeeinsatz am linken Tauchrohr frei drehen und stützt sich formschlüssig über das Casting ab.

Da viele Fahrer mittlerweile einen Mudguard montieren, bietet DVO hier eine Möglichkeit zu direkten Montage mit nur einer Schraube. Seitlich wird der eigens entwickelte Mudguard durch zwei kleine Metallstifte fixiert – dadurch spart man sich die Frickelei mit Kabelbindern. Bisher gibt es nur einen ersten Fender-Entwurf aus dem 3D-Drucker, dieser passt aber schon perfekt.


Die Gabel funktioniert mit etwas mehr Luftdruck als andere Gabeln auf dem Markt. Durch die Negativfeder hat man in den ersten 80 mm des Federwegs eine weitestgehend lineare Kennlinie. Danach soll die Gabel dann sanft progressiver werden, ohne unangenehm zu verhärten. Die Einstellung der Sensitivität durch die Negativfeder hat keine Auswirkungen auf die Performance im mittleren Federwegsbereich. Durch den höheren Luftdruck soll man auf Volume-Spacer zur Anpassung der Progression verzichten können.

Wie bei den jüngeren Fox und RockShox Federgabeln setzt DVO für die Dämpfungskartusche auf ein Bladder-System, bei dem eine Gummiblase für den beim Einfedern benötigten Volumenausgleich sorgt und ein Aufschäumen des Dämpfungsöls verhindert. Im Gegensatz zu den am Markt etablierten System setzt DVO jedoch eine Blase ein, die nicht vom einströmenden Öl gedehnt wird, sondern die innerhalb des Ölvolumens liegt und beim Einfedern komprimiert wird. Das soll für eine verbesserte Dauerhaltbarkeit sorgen, wodurch die Gabel länger konstant funktionieren und seltener zum Service müssen soll.
Um versierten Fahrern die Möglichkeiten zum Tuning zu bieten, sind die Shim Stacks der Zug und Druckstufe individuell anpassbar.
Fahreindruck der DVO Diamond
Setup
Wir sind die Gabel in der Lowspeed-Druckstufe vier (von sechs) gefahren und hatten die Highspeed-Druckstufe komplett aufgedreht. Beim Luftdruck haben wir die Empfehlung von DVO verwendet, da es bis zur Serie jedoch noch zu Änderungen kommen kann, hat man uns gebeten, den eingestellten Luftdruck noch nicht zu kommunizieren.
Auf dem Trail
Die Gabel spricht sehr sensibel an und sorgt damit dafür, dass die Hände nicht so schnell ermüden. In schnellen Passagen mit vielen Schlägen überzeugt sie dadurch, dass sie nicht zu viel Federweg freigibt und sorgt dadurch für richtig Spaß. Gleichzeitig bleiben Reserven für Kompressionen und Einschläge. Auch große Schläge stellten so kein Problem dar. Über die Steifigkeit gibt es im ersten Eindruck ebenfalls nichts negatives zu berichten. Aufgrund der limitierten Zeit fällt unserer Fazit zur DVO Diamond noch relativ oberflächlich und knapp aus, doch im Rahmen des Festivals und in Anbetracht der weiteren Interessenten für eine erste Testfahrt ist ein umfangreicherer Fahreindruck leider nicht machbar gewesen. Selbstverständlich werden wir uns aber so schnell wie möglich eine der Seriengabeln für einen ausführlichen Test in die Redaktion kommen lassen und dann auch einen besser nachvollziehbaren Vergleich zu den bereits in diesem Jahr getesteten anderen Enduro-Gabeln abliefern.

Kritikpunkte hat es auf unseren ersten Abfahrten nur kleine gegeben: so wirkt der Knopf zum Einstellen der Low Speed-Druckstufe noch etwas undefiniert. An den Knöpfen wird laut DVO allerdings noch gearbeitet – sie waren an dem Prototypen noch nicht final. Von diesem Standpunkt aus müssen wir also noch warten, bis die Serienversion verfügbar ist und dann über die Qualität urteilen.

Erstes Fazit: Auf den harten Trails im Bikepark Whistler konnte die Gabel im ersten Test überzeugen. Die vielen Einstellmöglichkeiten und die Performance im harten Gelände könnte sie für Fahrer interessant machen, die gerne schnell fahren.
