
RockShox Domain RC im ersten Test: Ein Jahr nach der Vorstellung der Freeride-Gabel Zeb holt der US-amerikanische Branchenriese RockShox die Domain aus der Versenkung. In ihrer neusten Iteration präsentiert sie sich als wuchtige Enduro- und Freeride-Gabel mit 38 mm-Standrohren, 150 bis 180 mm Federweg, wuchtigem Casting, Motion Control-Dämpfung und gutem Preis-Leistungs-Verhältnis. Wir konnten die neue RockShox Domain RC 2022 bereits einen Nachmittag lang fahren – hier findet ihr alle Infos und erste Test-Eindrücke.
RockShox Domain RC Federgabel: Infos und Preise
Mit der Vorstellung der RockShox Zeb-Federgabel vor einem Jahr war klar, dass früher oder später ein günstigeres Modell folgen würde. Der Name Domain stand bei RockShox bereits vor Jahren für viel Federweg zum günstigen Kurs – und so verhält es sich auch bei der neusten Version. Technisch und optisch basiert die Domain RC auf der Zeb, was sich in den 38 mm-Standrohren, 150 bis 180 mm Federweg und der DebonAir-Luftfeder niederschlägt. Für Kontrolle sorgt hier jedoch die etwas simplere Motion Control-Dämpfung, zudem wurde an den Materialien und der Nachbearbeitung gespart. Dadurch soll die Federgabel mit einem empfohlenen Verkaufspreis von 594 € das Portemonnaie schonen, aber nicht zu viele Abstriche bei der Performance machen.
- Einsatzbereich eMTB, Enduro, Freeride
- Standrohrdurchmesser 38 mm
- Laufradgrößen 27,5″ / 29″
- Federweg 150–180 mm
- Feder DebonAir-Luftfeder
- Dämpfung Motion Control RC (optional mit Charger 2.1 RC2 aufrüstbar)
- Farben glänzend schwarz, mattschwarz
- Achsmaß Boost 110 x 15 mm (kompatibel mit Torque Caps)
- Achsen Maxle, Maxle Stealth
- Offset 44 mm
- Bremsaufnahme 200 mm PM (220 mm mit Adapter möglich)
- Fender optional erhältlich
- Gewicht 2.500 g (29″, 170 mm, gewogen)
- Verfügbar ab Juli 2021
- www.sram.com
- Preis 594 € (UVP)

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Im Detail
Wir haben es bereits erwähnt: Optisch erinnert die neue Domain 2022 stark an die deutlich teurere Zeb. Und tatsächlich basieren beide Gabeln auf demselben Casting – dieses wird bei der High-End-Version Zeb Ultimate (hier zum RockShox Zeb Ultimate-Test) allerdings zusätzlich ausgefräst. Auch an der Krone der Domain RC spart man sich einige Bearbeitungsschritte und verpasst ihr stattdessen eine dicke Schicht Lack, was das martialische Auftreten gemeinsam mit den riesigen Schriftzügen noch etwas verstärkt. Die wuchtigen 38 mm-Standrohre der Domain bestehen aus preiswerterem 6.000er-Aluminium und auch die Gleitbuchsen im Inneren sind RockShox zufolge etwas günstiger ausgeführt.



Die wirklich wichtigen Werte verstecken sich natürlich im Inneren: Hier steckt im linken Gabelholm die bekannte RockShox DebonAir-Luftfeder, die dank großer Negativ-Kammer für ein weiches Ansprechverhalten sorgen soll. Diese ist durch das unterschiedliche Material der Standrohre und eine abweichende Wanddicke allerdings nicht mit dem DebonAir-Kolben der Zeb kompatibel! Die Feder kann mit den bekannten Volumenspacern, bei RockShox Bottomless Tokens genannt, angepasst werden. Es passen maximal drei Tokens in die Luftfeder – je nach Federweg können bereits Tokens vorinstalliert sein.



In der rechten Seite hingegen versteckt sich eine Motion Control-Dämpfung. Diese steckte früher in einer Vielzahl von RockShox-Gabeln und kommt mittlerweile überarbeitet wieder in günstigeren Modellen zum Einsatz. Im Gegensatz zur Charger-Dämpfung der High-End-Gabeln wird hier das oben und unten geschlossene Standrohr als Ölvolumen genutzt. Das Kürzel RC deutet an, dass sich extern der Rebound (Zugstufe) und die Compression (Druckstufe) einstellen lässt. Dabei ist immer der Lowspeed-Bereich gemeint. Intern ist selbstverständlich jeweils ein Highspeed-Ventil für schnelle Schläge verbaut – dieses ist allerdings nicht extern über Einstellknöpfe justierbar.


Wer mehr Performance aus seiner RockShox Domain RC kitzeln will, kann das Charger 2.1-Upgrade-Kit für die Zeb verbauen. Dieses spart durch das geringere Ölvolumen Gewicht, soll die Reibung reduzieren und bietet eine extern einstellbare Highspeed-Dämpfung. Mit 365 € liegen die Kosten allerdings im Verhältnis zum Anschaffungspreis der Gabel recht hoch. RockShox zufolge wird es auch eine sehr günstige Domain R geben, bei der lediglich der Rebound einstellbar ist. Diese kann ebenfalls geupgradet werden.
Optional hat man die Möglichkeit, den anschraubbaren Fender der Zeb anzubringen. Die RockShox Domain RC ist lediglich mit 44 mm Offset für 27,5″ und 29″-Bikes erhältlich und wie immer mit Torque Cap-Naben kompatibel. Mit über 2.500 g Gewicht ist die Domain kein Leichtgewicht – eine 160 mm Federweg bietende RockShox Yari ist etwa 400 g leichter (zum RockShox Yari Test) .
Erster Eindruck zur RockShox Domain RC
Zum Federgabel Test: wir konnten die neuen RockShox Domain RC-Federgabel in ihrer 29″-Ausführung mit 170 mm Federweg bereits für einige Abfahrten in einem Lapierre Spicy testen. Hier ersetzte sie die sehr viel teurere RockShox Zeb Ultimate. Im direkten Vergleich sprechen beide Gabeln extrem sensibel an, was sicherlich an der bewährten DebonAir-Luftfeder liegt. Die Motion Control-Dämpfung der Domain schmatzt allerdings etwas unkultivierter im Vergleich zum sanften Zischen der Charger 2.1-Dämpfung.

Das erste Setup ist dank der praktischen Luftdruck-Tabelle am Casting und den übersichtlichen Einstellmöglichkeiten schnell gemacht und fühlt sich tatsächlich auf dem Trail recht passend an. Ganz ohne Tokens rauscht die Domain RC allerdings etwas zu stark durch ihren Federweg. Ruppige, auch gerne wurzelige Landungen werden gekonnt weggeschluckt, was vor allem Bikepark-Fahrer freuen dürfte. Mit nur gut 100 g Gewichtsvorteil gegenüber der deutlich teureren Doppelbrücken-Gabel Boxxer (hier lang zum RockShox Boxxer Ultimate-Test) dürfte dies eine der präferierten Zielgruppen der Domain RC sein.

Unser Testzeitraum war insgesamt zu kurz, um detaillierte Aussagen zur Leistungsfähigkeit der Gabel im Grenzbereich zu treffen. Sie saugt jedoch auch längere Wurzelteppiche gekonnt auf und scheint dem ersten Eindruck nach der großen Schwester Zeb nur um wenig hinterher zustehen. Die wuchtigen Standrohre mit dem etwas günstigeren Finish lassen die Gabel martialisch wirken. Doch ähnlich wie bei der Zeb fühlt sich die Gabel zumindest auf unseren Hometrails nicht zu steif an – wir hatten keine Probleme mit technischen Offcamber-Linien oder schmerzenden Händen.

Das hohe Gewicht dürfte die meisten Enduro-Fahrer jedoch weiterhin zur RockShox Lyrik oder Yari greifen lassen. Bikepark-Fahrer, E-Biker und Schwergewichte, die sich mehr Steifigkeit an der Front wünschen, fallen hingegen genau in den Zielbereich der neuen Domain RC.
RockShox Domain RC – Meinung @MTB-News.de
In unserem kurzen Testzeitraum hinterließ die RockShox Domain RC einen durchaus positiven Eindruck. Sie kann nicht mit dem hochwertigen Aussehen und Gefühl der Zeb mithalten, wirkt jedoch grundsolide, gut verarbeitet und insgesamt unauffällig – was meistens ein sehr gutes Zeichen ist! Wer mit dem zusätzlichen Gewicht leben kann und sich eine erhöhte Steifigkeit wünscht, der bekommt hier viel Federweg und Leistung zum schmalen Kurs.

Was haltet ihr von der neuen Domain – braucht ihr so viel Federweg in einer Singlecrown-Gabel?