
Der 29er-Bereich wird erwachsen – und gerade im immer populärer werdenden Enduro-Bereich wächst damit auch die Menge des Federwegs. Doch welche 29″-Enduro-Federgabel ist aktuell die beste Wahl? Wir haben sechs aktuelle Modelle mit 160 mm Federweg ausgiebig getestet und im direkten Vergleich mit über zehn Testfahrern, die unterschiedlichste Anforderungen haben, von allen Seiten beleuchtet. Gut ein Jahr lang haben wir uns viel zeit genommen, tief in die Tuning-Möglichkeiten jeder Gabel einzutauchen und herauszufinden, welche Gabel am besten zu welchem Anwender und in welchen Einsatzbereich passt.
Nach all den Jahren der Entwicklung im Bereich der Mountainbike-Suspension könnte man glauben, dass es mittlerweile Produkte gibt, die perfekt für alle Nutzer und Anwendungsbereiche passen. Doch leider ist es nicht so einfach: Nach wie vor sind wir alle den Gesetzen der Physik unterworfen. So generiert ein schwerer Fahrer immer mehr Energie als ein leichter Pilot. Und diese Energie wird unter anderem ins Fahrwerk eingeleitet.
Zusätzlich vertreten die Hersteller verschiedenste Ansätze, was die Abstimmungsmöglichkeiten und die Einflussnahme auf die Federgabel angeht. Das Spektrum reicht von simpler Luftdruckanpassung und Lowspeed-Druck- wie Zugstufe bis hin zu internen Anpassungen oder dem Austausch von Bauteilen der Dämpfung. Nicht jeder Anwender hat das Wissen oder die Motivation, sich mit all diesen Möglichkeiten zu beschäftigen.

Wir haben uns sehr viel Zeit genommen und Testfahrer unterschiedlichster Gewichtsklassen, Könnerstufen, Fahrstilen und Geländevorlieben mit ins Boot geholt, um die Federgabeln so erschöpfend wie möglich zu testen. Herausgekommen ist eine Testreihe mit Hintergrundinformationen zu den verschiedenen Technologien und Empfehlungen der verschiedenen Gabeln zur passenden Nutzergruppe.
Doch was genau macht eine Federgabel überhaupt zur Enduro-Federgabel? Hier spielen vor allem zwei Parameter eine wichtige Rolle: Federweg und Standrohr-Durchmesser sind unsere beiden Indikatoren. Allein der Federweg reicht nicht aus. Schließlich gibt es auch Federgabeln, die trotz 160 mm Federweg im harten Enduro-Einsatz nicht mehr die nötige Performance liefern können. Der Standrohr-Durchmesser ist maßgeblich an der Steifigkeit und der Präzision der Gabel beteiligt. Und die braucht es, wenn man schnell durch eng stehende Bäume kurvt und die Kontrolle in ruppigen Sektionen behalten will. Unser zweiter Indikator ist der Federweg. Dieser ist leichter zu erfassen – ein Enduro-Bike bewegt sich meist zwischen 150 und 170 mm Federweg. In unserem großen Vergleichstest beschränken wir uns auf 29″-Federgabeln mit 160 mm Federweg und einem Standrohr-Durchmesser von mindestens 35 mm!
Die Kandidaten im Vergleichstest
- DVO Diamond 29″ / 160 mm Federweg / 2.231 Gramm / 999 €
- Formula Selva 29″ / 160 mm Federweg / 2.106 Gramm / 1.190 €
- Fox 36 29″ / 160 mm Federweg / 2.041 Gramm / 1.399 €
- MRP Ribbon 29″ / 160 mm Federweg / 1.947 Gramm / 1.049 €
- Öhlins RXF36 29″ / 160 mm Federweg / 2.080 Gramm / 1.145 €
- RockShox Lyrik RCT3 29″ / 160 mm Federweg / 2.092 Gramm / 1.218 €
DVO Diamond 29 | Formula Selva | Fox 36 HSC/LSC | MRP Ribbon | RockShox Lyrik RCT3 | Öhlins RXF36 | |
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Federweg | 130 – 160 mm | 120 – 160 mm | 140 – 160 mm | 120 – 160 mm | 150 – 180 mm | 120 – 170 mm |
Verfügbare Laufradgrößen | 27,5" 27,5+ / 29" | 27,5" 27,5+ / 29" | 26" 27,5" 29" | 27,5" 27,5+ 29" | 27,5" 27,5+ / 29" | 27,5" 29" 27,5+ / 29" |
Lowspeed Druckstufe | Extern, 6 Klicks | Extern, 15 Klicks | Extern, 26 Klicks | Extern, 8 Klicks | Extern, 20 Klicks | Extern, 24 Klicks |
Highspeed Druckstufe | Extern, 30 Klicks | Intern | Extern, 22 Klicks | Intern | Intern | Extern, 5 Klicks |
Lowspeed Zugstufe | Extern, 20 Klicks | Extern, 15 Klicks | Extern, 10 Klicks | Extern, 16 Klicks | Extern, 20 Klicks | Extern, 24 Klicks |
Highspeed Zugstufe | Intern | Intern | Intern | Intern | Intern | Intern |
Volumen- veränderung | Intern, Ölvolumen | Intern, Ölvolumen | Intern, Volumen-Spacer | Extern, MRP Ramp Control, 16 Klicks | Intern, Volumen-Spacer | Extern, Ramp-Up-Chamber |
Weiteres Tuning | Druckstufen-Kolben kann umgedreht werden von Cosmic Sports | 7 verschiedene CTS | Shimstack anpassbar auf Kunden-Bedürfnisse durch Fox Deutschland | – | – | – |
Einbauhöhe | 27,5": 572 mm (170 FW) 29": 565 mm (160 FW) | 27,5": 570 mm (180 FW) 29": 565 mm (160 FW) | 27,5": 549 mm (170 FW) 29": 567 mm (160 FW) | 27,5": 562 mm (170 FW) 29": 572 mm (160 FW) | 27,5": 552 mm (160 FW) 29": 572 mm (160 FW) | 27,5": 553 mm (170 FW) 29": 568,5 mm (160 FW) |
Schaft | Tapered 1 1/8"-1,5" | Tapered 1 1/8"-1,5" | Tapered 1 1/8"-1,5" | Tapered 1 1/8"-1,5" | Tapered 1 1/8"-1,5" | Tapered 1 1/8"-1,5"; integrierter Konus |
Standrohr- durchmesser | 35 mm | 35 mm | 36 mm | 35 mm | 35 mm | 36 mm |
Achse | QR 15 mm Achse | QR 15 mm Achse | QR 15 mm Achse | QR 15 mm Achse | 15 mm Schraubachse ohne Klemmung | QR 15 mm Achse |
Offset | 51 mm | 51 mm | 51 mm, 44 mm | 51 mm (46 mm auf Anfrage) | 51 mm | 51 mm |
Einbaubreite | 110 mm | 110 mm | 110 mm | 110 mm | 110 mm | 110 mm |
Reifenfreiheit | 3" | 2,6" | 2,5" | 2,6" | 2,8" | |
Farben | schwarz, grün, braun | schwarz, weiss, violett | schwarz, orange (Sonder-Edition) | schwarz, 9 Decal-Farben wählbar | mattschwarz, schwarz glänzend, weiss | schwarz |
Gewicht (nachgewogen) | 2.231 g | 2.106 g | 2.041 g | 1.947 g | 2.080 g | 2.092 g |
Preis (getestete Version) | 999 € | 1190 € | 1.399 € | 1.049 € | 1.145 € | 1.218,56 € |





Was muss eine Enduro-Federgabel leisten?
Eine Enduro-Federgabel muss einen relativ großen Spagat schaffen, um ein breites Publikum zu bedienen. Vom Hobbyfahrer bis hin zum ambitionierten Racer und vom Schrauber-Muffel bis zum Fahrwerks-Nerd sollte jede Zielgruppe mit der Federgabel glücklich werden. So groß wie die Varianz der Anwenderschaft ist, so groß ist auch das Spektrum für den Einsatzbereich einer 29″ Enduro-Federgabel: Von der gemütlichen Tour bis zum Start bei der Enduro World Series und Bikepark-Tagen ist alles dabei. Dabei ist wichtig, dass die Federgabel Komfort, Sicherheit und Präzision gibt. Nur so kann man sich voll auf das Bauteil verlassen und die Bremsen guten Gewissens auflassen.
Gleichzeitig sind Benutzerfreundlichkeit und Zuverlässigkeit ein wichtiges Thema. Denn: was bringt die beste Federgabel, wenn sie nach wenigen Betriebsstunden zum Service muss oder das Setup so schwierig ist, dass ohne professionelle Hilfe kein Land in Sicht ist? Zu guter Letzt ist eine Federgabel ein Anbauteil und Schnittstelle zwischen Rahmen, Laufrad und Bremse. Auch hier sollte das Bauteil weniger Sorgen bereiten, als vielmehr maximale Kompatibilität ermöglichen – gerade das scheint aktuell im Mountainbike-Sport eine Herausforderung zu sein.
Auf den Punkt gebracht
Fassen wir den Einsatzbereich und die Anforderungen an eine Enduro-Federgabel noch einmal zusammen:
Die Einsatzbereiche
- Hometrails Schaut man sich auf den Hometrails um, setzt ein großer Teil der Radfahrer auf ein solides und universelles Enduro-Bike.
- Bikeparks Der Großteil des Bikepark-Publikums will Flow – anspruchsvolle Downhill-Strecken sind mittlerweile nicht mehr so gefragt. Damit man auf allen Strecken Spaß haben kann, ist ein modernes Enduro-Bike oft eine gute Wahl.
- Renneinsatz Enduro-Rennen sind im Trend, leistungsfähige Racebikes kommen nahezu wöchentlich auf den Markt – genau hier braucht es gut funktionierende Fahrwerke, um den Federweg unter Kontrolle zu bringen.
Das sollte die perfekte Enduro-Federgabel können
- Performance Komfortabel genug, um Ermüdung vorzubeugen. Effizient genug, um Sicherheit zu geben. Und gleichzeitig steif genug, um Präzision zu schaffen.
- Bedienerfreundlichkeit Das Fahrwerk-Setup ist für viele eine Herausforderung und sollte nicht unnötig kompliziert sein.
- Tuning Wer die Performance des Fahrwerks noch weiter ausschöpfen will, sollte das möglichst ohne Shimstack-Adaption oder Bastellösungen selbst in der heimischen Werkstatt erreichen können.
- Kompatibilität Wer eine Federgabel nachrüstet und dann feststellt, dass er noch Teil X und Y zusätzlich austauschen muss, wird nicht gerade glücklich sein.
Wo und wie haben wir getestet?
Um die Federgabeln bestmöglich vergleichen zu können, wurden sie von mehreren Testern in unterschiedlichstem Gelände und unter verschiedenen Bedingungen getestet. Dabei wurden so lange verschiedene Setups getestet, bis für jedes Modell und jeden Fahrer ein zufriedenstellendes Ergebnis erreicht wurde. Anschließend wurden die Federgabeln in direkten Showdowns, am gleichen Tag, unter gleichen Bedingungen, back-to-back gefahren. Bilder sagen bekanntlich mehr als 1000 Worte – hier sind ein paar Eindrücke des Geländes unserer Testsessions:


Ein Fahrrad ist bekanntlich ein komplexes Sportgerät. Kleinste Veränderungen – Anpassungen von wenigen psi im Fahrwerk, Anzahl der Volumenspacer, Reifendruck, Höhe der Lenkzentrale – haben einen großen Einfluss darauf, ob man sich auf dem Bike wohlfühlt oder nicht. Zunächst hat sich jeder Tester mit gegenseitiger Unterstützung und einer bekannten Referenz-Federgabel ein Setup erarbeitet. Dazu zählen neben Dämpfer, Reifenwahl und -druck auch die Höhe der Lenkzentrale und die Vorbaulänge. Einzig die Federgabel bleibt so die Variable im System.
Im weiteren Verlauf des Tests wurden die Bikes an die individuellen Vorlieben der jeweiligen Tester angepasst – stand die Gabel zum Beispiel tiefer im Federweg, wurden Spacer unter den Vorbau gepackt. Hiermit stellten wir sicher, dass sich jeder Testfahrer voll und ganz die Eigenheiten der Federgabel konzentrieren und die Limits ausloten konnte, ohne zum Beispiel mit einer veränderten Fahrposition kämpfen zu müssen. Unter dem Punkt “Tuning-Möglichkeiten” haben wir in jedem Einzeltest die vorgenommenen Änderungen, Setups und Empfehlungen dokumentiert. Außerdem gehen wir in den einzelnen Reviews genauer auf die Optimierungsmöglichkeiten der sechs Kandidaten in unserem Test ein.

Wer hat getestet?
Um Testeindrücke zu verifizieren und unterschiedlichste Vorlieben sowie Gewichtsklassen mitzuerfassen, arbeiteten wir mit externen Testern zusammen, die in Summe das ganze Spektrum der potenziellen Anwender abdecken. Haupttester und Betreuer für die externen Testfahrer waren Chris Spath und Jens Staudt.
Jens Staudt
- Testername: Jens Staudt
- Körpergröße: 190 cm
- Gewicht (fahrfertig): 95 kg
- Schrittlänge: 91 cm
- Armlänge: 61 cm
- Oberkörperlänge: 56 cm
- Fahrstil: Schnellste Linie, auch wenn es mal ruppig ist
- Ich fahre hauptsächlich: Singletrails, sprunglastiger Local Spot, Freeride, DH
- Vorlieben beim Fahrwerk: Straff, gutes Feedback vom Untergrund, viel Druckstufe, progressive Kennlinie
- Vorlieben bei der Geometrie: Kettenstreben nicht zu kurz (ca. 430 mm oder gerne länger), Lenkwinkel tendenziell eher flacher
Christoph Spath
- Testername: Christoph Spath
- Körpergröße: 190 cm
- Gewicht: 65 kg
- Gewicht (fahrfertig): 70 kg
- Schrittlänge: 94 cm
- Armlänge: 60 cm
- Oberkörperlänge: 49 cm
- Fahrstil: Schnell bergauf und bergab, sauber, selten überm Limit
- Ich fahre hauptsächlich: Von Dirt Jump über Trail und Enduro bis Downhill, gerne schnell, in grobem Gelände und mit viel Luftstand
- Vorlieben beim Fahrwerk: Viel Low Speed-Compression am Dämpfer, Front etwas straffer als das Heck, hinten gerne progressiv
- Vorlieben bei der Geometrie: Vorne lang, hinten je nach Einsatzbereich kurz bis mittellang, flach

Um euch den bestmöglichen und breitesten Testeindruck zu bieten, fahren immer mehrere Tester ein Bike. Neben den aufgeführten Testern mit detaillierten Profil arbeiten wir immer mit weiteren Fahrern unterschiedlicher Könnerstufen, Gewichte, Körpergrößen sowie Vorlieben zusammen. Im direkten Dialog stellen wir das richtigen Setup sicher und dokumentieren in gemeinsamen Ausfahrten die Eindrücke. Dies stellt sicher, dass wir alle Eigenheiten eines Bikes in allen Bereichen beurteilen können.
Alle Infos zum bevorstehenden 29er Enduro-Federgabel-Test
Im Laufe der nächsten Tage werden die einzelnen Federgabeln ausführlich vorgestellt: Wie schlägt sich die Federgabel auf dem Trail? Welche Tuning-Möglichkeiten gibt es? Wie aufwendig und teuer ist der Service? Abschließend fassen wir die Ergebnisse in einem finalen Artikel zusammen und sprechen Empfehlungen für verschiedene Einsatzbereiche und Könnerstufen aus!
